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Drishti

Drishti ist ein Sanskrit-Wort, das sich mit „Blick“, „Sichtweise“, „Wahrnehmung“ oder auch „innere Ausrichtung“ übersetzen lässt. In der yogischen und spirituellen Praxis beschreibt Drishti jedoch weit mehr als den physischen Fokus der Augen: Es ist eine Verbindung zwischen äußerem Sehen und innerem Bewusstsein, ein Tor zwischen der Welt der Formen und dem inneren Gewahrsein. Drishti verankert die Aufmerksamkeit, kultiviert Achtsamkeit und öffnet den Weg zu einer tieferen Präsenz – sowohl auf der Yogamatte als auch im Leben.


Drishti in der Yoga-Praxis

In der Tradition des Ashtanga Yoga und vieler anderer Yogastile spielt Drishti eine zentrale Rolle: Während man sich durch eine Abfolge von Asanas (Körperhaltungen) bewegt, wird der Blick ganz bewusst auf einen bestimmten Punkt gerichtet. Dieser Fokus dient dazu, die Energie zu bündeln, den Geist zu beruhigen und Ablenkungen zu minimieren.

Klassische Drishti-Punkte sind beispielsweise:

  • Die Nasenspitze (Nasagra Drishti)
  • Der Punkt zwischen den Augenbrauen (Bhrumadhya Drishti)
  • Der Nabel (Nabhi Chakra Drishti)
  • Die Daumen, Zehen, Hände oder in die Ferne (Hastagra, Padagra, Parshva Drishti etc.)

Jeder dieser Punkte ist nicht nur physisch, sondern auch energetisch und symbolisch bedeutungsvoll. So richtet etwa der Blick zur Nasenspitze die Aufmerksamkeit auf den Atem, während der Fokus zwischen den Augenbrauen das Stirnchakra aktiviert – das Zentrum der Intuition.

Drishti verankert den Übenden in der Gegenwart. Es ist ein Mittel zur Zentrierung, durch das sich Körper, Atem und Geist miteinander verbinden. Die äußere Fixierung wird zur inneren Sammlung – der Blick nach außen wird zum Weg nach innen.


Drishti als innere Ausrichtung

Jenseits der Yogamatte wird Drishti auch als geistige oder spirituelle Sichtweise verstanden – die bewusste Entscheidung, wie wir die Welt betrachten. In diesem Sinne ist Drishti eng verwandt mit Begriffen wie „Mindset“, „Haltung“ oder „Bewusstseinsfokus“.

In einer spirituellen Tiefe bedeutet Drishti:

„Worauf richte ich meinen inneren Blick? Welche Wirklichkeit erschaffe ich durch meine Wahrnehmung?“

Unsere Sichtweise bestimmt unsere Realität. Ob wir mit Wohlwollen oder Misstrauen blicken, mit Hoffnung oder Angst, mit Offenheit oder Bewertung – all das prägt, was wir erleben. Drishti erinnert uns daran, dass wir unsere Wahrnehmung kultivieren können. Es ist eine Praxis des inneren Sehens, ein bewusster Akt des Wahrnehmens, bei dem das Herz mitschaut.

So wird Drishti zur täglichen Übung, zum spirituellen Werkzeug:

  • In Momenten der Zerstreuung führt es zurück zur Mitte.
  • In Situationen des Konflikts hilft es, die Perspektive zu weiten.
  • Im Umgang mit sich selbst erlaubt es mehr Mitgefühl und Klarheit.

Die Kraft des bewussten Sehens

Im yogischen Verständnis ist das Auge nicht nur ein Sinnesorgan, sondern ein kraftvolles Energiezentrum. Der Blick trägt Prana, Lebensenergie. Wenn wir jemanden anschauen – achtsam oder unachtsam – geben wir Energie. Wenn wir gesehen werden, empfangen wir Energie.

Drishti ist daher auch eine Frage der Energiehygiene:
Was nähre ich mit meinem Blick? Was lasse ich in mein Feld?
Ein ruhiger, klarer Drishti erzeugt eine feine, lichtvolle Präsenz – wie ein innerer Laserstrahl, der durch Lärm, Zweifel und Zerstreuung hindurchschneidet.

In Meditation wird der Drishti oft nach innen gewendet – die Augen geschlossen oder sanft geöffnet mit einem weichen Blick. Der „innere Blick“ ruht auf dem Herzen, dem Atem oder einem inneren Licht. Hier wird Drishti zur Brücke zwischen Bewusstsein und Seele.


Drishti im Alltag – der Weg des bewussten Sehens

Auch im Alltag ist Drishti eine Einladung zur bewussten Wahl:

  • Was schaue ich an – im Außen wie im Innen?
  • Wo verweilt mein Blick, meine Aufmerksamkeit, meine Energie?
  • Was nehme ich wahr – und was übersehe ich vielleicht?

In einer Welt voller Reize, Bilder und Ablenkungen wird Drishti zu einer spirituellen Disziplin der Klarheit. Es bedeutet, mit einem inneren Kompass zu schauen, statt sich verlieren zu lassen. Es ist ein Sehen, das nicht nur auf Dinge zielt, sondern auf Essenz.

In Beziehungen kann Drishti bedeuten, jemandem wirklich zu begegnen – jenseits der Oberfläche, mit Präsenz und offenem Herzen.
Im kreativen Tun bedeutet es, die Vision zu halten – selbst wenn der Weg noch nicht sichtbar ist.
In Krisenzeiten wird Drishti zur Erinnerung, dass wir wählen können, wohin wir schauen – und wovon wir uns führen lassen.


Fazit: Drishti – der innere Blick als spirituelle Praxis

Drishti ist mehr als Technik – es ist eine Haltung, ein Weg der Ausrichtung. Der Blick, den wir wählen, formt unsere Realität. In der Tiefe ist Drishti eine Einladung zur Bewusstwerdung und Transformation: Das, worauf wir unseren Blick lenken – liebevoll, konzentriert, klar – beginnt sich zu verwandeln.

„Wohin du deinen Blick richtest, dorthin fließt deine Energie. Wohin du deine Energie lenkst, dort wächst Leben.“



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